Alle in Leningrad/St. Petersburg geborenen Kinder bekommen eine Medaille (rechts und links vom Photo) mit eingraviertem Vor- und Nachnamen samt dem Tag ihrer Geburt. So auch ich.
Mein Name ist übrigens eine Reminiszenz an meinen Urgroßvater Alexej Alexandrowitsch Gwozdew. Er war ein bekannter Theaterkritiker (wichtigster Kunstrichter des avantgardistischen Regisseurs Meyerhold) und maßgeblicher Initiator der Disziplin 'Theaterwissenschaft' im postrevolutionären Russland.
Einer meiner verschwägerten Vorfahren hat übrigens Platz in der russischen Literatur gefunden, wenngleich in einem wenig schmeichelhaften Zusammenhang.

Die Schule, die ich besuchen durfte, hieß schnöde: Mittelschule Nr. 232. Ursprünglich wurde sie als das 2. Petersburger Gymnasium etabliert. Neben berühmten Persönlichkeiten, wie die Kinder des Dichters Puschkin, Fürst Pjotr Andreewitsch Wjasemskij, der Südsee-Forscher Miklukho-Maklai, Dirigent Mrawinskij, die Mathematiker Friedmann und Smirnov, besuchten auch meine Großmutter und mein Vater diesen wunderbaren Hort des Geistes.
In Deutschland ging ich zunächst zur Realschule am Schulzentrum an der Graubündener Straße in Bremen, dann zum Gymnasium am Schulzentrum an der Bördestraße. In Folge eines Seminars des ehemaligen Fortbildungs-Werks für Schüler und Studenten (FWS) gründete ich die Arbeitsgemeinschaft Politik, spielte Schultheater, schrieb Artikel für die Schülerzeitung PHARAO und wurde später ihr Chefredakteur.
Gleichzeitig habe ich bei der Bremer Jugendpresse mitgearbeitet, später den Verband Bremer Jugendredakteure (VBJ) e.V. mitgegründet und wurde sogleich zum 1. Vorsitzenden gewählt. Nach einem studienbedingten Umzug ins Ruhrgebiet organisierte ich 1992 und 1993 für die Junge Presse Nordrhein-Westfalen e.V. (JPNW) den deutsch-russischen Jugendjournalistenaustausch und wurde auch JPNW-Landesvorsitzender.

Meine deutsche Alma Mater war die Gerhard-Mercator-Universität in Duisburg. Glücklicherweise konnte ich auch an der University of Portsmouth ein Semester lang Politikwissenschaften studieren. Doch am eindrucksvollsten war der einjährige Ausflug an die elitäre MGIMO-Universität, die unter dem Namen Moskauer Staatliches Institut für Internationale Beziehungen brilliert oder schlichtweg Diplomatenhochschule des Russischen Außenministeriums genannt wird.

1995 und 1996 war ich als offizieller OSZE-Beobachter bei Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in Russland eingesetzt. Die - nicht immer erfreulichen und mit Abstand kritischsten - Eindrücke habe ich in meinen Berichten an das Auswärtige Amt, sowie in meiner Diplomarbeit niedergeschrieben.